Die ambulante Versorgung von Clusterkopfschmerzpatienten mit Sauerstoff

Die ambulante Versorgung von Clusterkopfschmerzpatienten mit Sauerstoff hat sich in den letzten Jahren deutlich vereinfacht. Im Hilfsmittelverzeichnis der ambulanten Krankenkassen sind entsprechende Druckminderer unter der Nummer 14.24.05.0000 (die Sauerstoffflaschen selbst als Verbrauchsmaterial unter der Nummer 14.99.99.1.) für die Indikation Clusterkopfschmerz aufgeführt. Eine Zulassung als Arzneimittel für die Indikation Clusterkopfschmerz erfolgte für medizinischen Sauerstoff unter der Nummer 69557.00.00 beim Bundesinstitut für Arzneimittel.

In der täglichen Praxis wendet sich der Patient mit dem ausgefüllten Hilfsmittelrezept an ein Sanitätshaus, von dem dann die weitere Abwicklung einschließlich Klärung der Kostenübernahme durch die Krankenkassen und evtl. des vertraglichen Lieferanten erfolgt. In dringenden Fällen kann jedoch durch eine direkte Kontaktaufnahme mit der Krankenkasse Zeit gespart werden. Nur noch in Ausnahmefällen kommt es in den letzten Jahren zu Rückfragen des Medizinischen Dienstes. Wir würden aus praktischen Gründen folgendes Vorgehen vorschlagen:

  • Die Diagnose sollte durch einen in der Diagnostik und Therapie der Kopfschmerzerkrankungen erfahrenen Kollegen gesichert sein.

  • Vor der Verordnung sollte die Wirksamkeit der Sauerstoffinhalation in der Attackenkupierung z.B. in der Klinik überprüft worden sein, wobei insbesondere bei hoher Belastung (z.B. bei vielen Attacken pro Tag und chronischen Formen) auch davon abgewichen werden kann.

  • Bei Kassenpatienten sollte ein Hilfsmittelrezept zur Verordnung eines Sauerstoffgerätes zur Inhalation von reinem Sauerstoff über Maske ausgestellt werden, in dem die etwa benötigte Menge an Sauerstoff (7-15 l/Min., ca. 15-20 Min./Attacke) und die Diagnose vermerkt sein sollten. Bei Privatpatienten kann ein Privatrezept ausgestellt werden, das ebenfalls die obigen Angaben enthält. Zudem sollte vermerkt werden, dass der Sauerstoff über Maske verabreicht werden soll.

  • Der Patient geht dann mit dem Rezept in ein Sanitätshaus oder wendet sich direkt an einen Sauerstoffanbieter, die dann die weitere Abwicklung mit der Kasse vornehmen und die Lieferung des Druckminderers, der Sauerstoffflasche und der Maske veranlassen. In dringenden Fällen sollte sich der Patient direkt an seine Krankenkasse wenden, um Zeit zu sparen.

  • Bei Rückfragen hinsichtlich der Indikation durch die Krankenkasse kann ein ärztliches Attest erstellt werden, das diese Indikation erläutert (siehe unten). Dieses Attest kann auch heruntergeladen werden, wobei individuelle Details ergänzt werden müssen. Dass ein solches Attest an die Krankenkasse erstellt wird, sollte mit dem Patienten vorher besprochen und entsprechend dokumentiert werden. Nicht sinnvoll ist ein Attest eines Lungenfacharztes. Diagnose und Therapie des Clusterkopfschmerzens gehört als primäres Kopfschmerzsyndrom in das neurologische Fachgebiet.

Attest für Sauerstoff

Patient Herr/FrauXY, geb. xy; D

Diagnose: Episodischer/chronischer Cluster-Kopfschmerz

Verordnung von Sauerstoff zur Attackencoupierung bei Cluster-Kopfschmerz

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Anlage finden Sie ein Rezept über die Verordnung von 8-12 Liter/min 100%-Sauerstoffstoff zur Inhalation über Maske für meinen Patienten Herrn/Frau XY, geb. xy. zur Coupierung der Kopfschmerz-Attacken bei episodischen/chronischem Cluster-Kopfschmerz.

Cluster-Kopfschmerz ist eine primäre Kopfschmerzform, die sich klinisch in heftigsten, attackenförmig auftretenden, einseitigen Kopfschmerzen äußert. Begleitend sind autonome Erscheinungen wie hängendes Augenlid, Verkleinerung der Pupille, Tränenfluss, Überwärmung und Nasenlaufen auf der betroffenen Seite, weshalb der Kopfschmerz in die Gruppe der sogenannten „trigemino-autonomen“ Kopfschmerzen eingeordnet wird. Während der akuten Attacke sind die Patienten ruhelos, was in der Literatur als „pacing around“ bezeichnet wird. Unbehandelt dauert eine Kopfschmerzattacke typischerweise zwischen 15 und 180 min und tritt bis zu 8x täglich, gehäuft nachts, auf. Therapeutisch greift man hier zum einen durch vorbeugende Medikamente (z.B. Verapamil, Lithium oder Methysergid) ein, damit die Attacken seltener werden bzw. nicht mehr auftreten und durch Akuttherapie der einzelnen Attacken ein.
Mittel der ersten Wahl nach den Empfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und der internationalen Literatur zur Coupierung der Cluster-Attacke ist die Inhalation von 8-12 Liter 100% Sauerstoff über Maske für die Dauer von 15min in sitzender vorne übergebeugter Haltung. Alternative medikamentöse Therapie ist die Verabreichung von 6mg Sumatriptan s.c. (Imigran-Spritzen), was jedoch die unter Umständen nebenwirkungsreichere Alternative darstellt, zudem nicht beliebig oft eingesetzt werden kann und zum Teil auch mit vorbeugenden Medikamenten (Methysergid, Lithium) interagieren kann.
Die Verabreichung von Sauerstoff ist bei 70% der Patienten wirksam. Bei Herrn/Frau XY wurde die erfolgreiche Coupierung der Cluster-Attacke durch die Inhalation von Sauerstoff in unserer/meiner Klinik/Praxis bereits überprüft.
Da Herr/Frau XY unter einem episodischen/chronischen Cluster-Kopfschmerz seit xy mit einer Episodenfrequenz von xy/Jahr und einer Dauer von xy Monaten ist aus jetziger Sicht davon auszugehen, dass Herr/Frau XY auf längere Dauer auf die Therapie mit Sauerstoff angewiesen ist. Parallel zur Akuttherapie wurde zur prophylaktischen Behandlung xy bereits eingeleitet.
Ich/wir bitte/n um Genehmigung der Verordnung für ein Sauerstoffgerät und Kostenübernahme. Sollten sie bezüglich des weiteren Procederes oder der Auswahl der Lieferanten oder Geräte irgendwelche Vorgaben haben, bitte/n ich/wir um umgehende entsprechende Mitteilung.