Spannungskopfschmerz

Die meisten Menschen haben schon einmal Spannungskopfschmerzen erlebt. Der Spannungskopfschmerz ist der häufigste Kopfschmerz. Bei den meisten Patienten tritt er nur gelegentlich auf. Spannungskopfschmerzen betreffen in der Regel den ganzen Kopf, sie sind dumpf und drückend. Die Intensität ist meist leicht bis mittelstark, so dass sie oft als sehr lästig empfunden werden und nicht zu einer schweren Beeinträchtigung im Alltag führen. Begleitsymptome wie Übelkeit Lärm oder Lichtempfindlichkeit, die für eine Migräne typisch sind, fehlen beim Spannungskopfschmerz. Viele Patienten beschreiben die Kopfschmerzen wie „einen Schraubstock“ oder „ein Band und den Kopf, das zu eng ist“, zum Teil wird auch von einem Benommenheitsgefühl gesprochen. Spannungskopfschmerzen nehmen bei körperlicher Aktivität typischerweise nicht zu. Sie bessern sich häufig an der frischen Luft. Die Dauer von Spannungskopfschmerzen kann sehr unterschiedlich sein und nur eine halbe Stunde oder aber auch mehrere Tage betragen.

Wie verläuft die Erkrankung?

Man unterscheidet eine episodische und eine chronische Verlaufsform. Beim chronischen Spannungskopfschmerz treten die Beschwerden über 3 Monate an 15 oder mehr Tagen im Monat auf. Bei den episodischen Verlaufsformen liegt die Zahl der Kopfschmerztage darunter. Nur beim chronischen Spannungskopfschmerz kann auch eine leichte Übelkeit oder auch eine Licht- oder Lärmempfindlichkeit auftreten. Niemals kommt es zum Erbrechen oder zu einer Schmerzzunahme durch körperliche Belastung. Diese Symptome sind für eine Migräne charakteristisch.

Episodische Kopfschmerzen sind sehr häufig. Sie beeinträchtigen die Lebensqualität in aller Regel nicht wesentlich und sprechen gut auf einfache Schmerzmittel an. Der chronische Spannungskopfschmerz ist dagegen sehr selten und entwickelt sich fast immer aus einem zuvor episodischen Verlauf. Ein wichtiger Risikofaktor für die Chronifizierung von Spannungskopfschmerzen ist der regelmäßige Gebrauch von Schmerzmitteln. Für die Diagnose und Therapie ist es daher ganz entscheidend, einen Übergebrauch von Schmerzmitteln auszuschließen (siehe auch unten).

Es gibt zudem Hinweise, dass bei der Chronifizierung von Spannungskopfschmerzen auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, da das Risiko selbst an einem chronischen Spannungskopfschmerz zu erkranken, in Familien, bei denen andere Mitglieder an einem solchen erkrankt sind, um das dreifache erhöht ist. Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass Patienten, die unter chronischen Spannungskopfschmerzen leiden, statistisch häufiger an Depression oder Angsterkrankungen und Panikattacken leiden als Personen ohne Kopfschmerzerkrankung. Der ursächliche Zusammenhang ist hierbei nicht ganz klar. Zum einen erhöht eine Depression das Risiko, auch an Kopfschmerzen zu erkranken. Andererseits führen häufige Kopfschmerzen mit der hierdurch bedingten Verschlechterung der Lebensqualität auch zu einem erhöhten Risiko an einer Depression zu erkranken.

Ein besonderes diagnostisches Problem stellt das gleichzeitige Auftreten von Spannungskopfschmerzen und Migräne dar, was häufig beobachtet wird. In diesen Fällen ist oft nicht klar, ob es sich bei den leichteren, als bds. dumpf-drückend empfunden Kopfschmerzen wirklich um einen Spannungskopfschmerz handelt, oder ob diese Kopfschmerzen Ausdruck einer sehr leichten Migräne Attacke sind. Für Letzteres spricht, dass die hiervon betroffenen Patienten häufig berichten, dass die Spannungskopfschmerzen im Verlauf von Stunden in eine eindeutige Migräneattacke übergehen können und dass die Anwendung von Migräne spezifische Medikamenten (Triptanen), die beim Spannungskopfschmerz normalerweise keine Wirkung zeigen, hier doch eine Wirkung zeigen.

Was ist die Ursache des Spannungskopfschmerz?

Die Entstehung der Spannungskopfschmerzen ist, obwohl es sich um eine häufige Erkrankung handelt, bis jetzt nicht geklärt. Möglicherweise gibt es auch verschiedene Ursachen, die zu dieser Kopfschmerzart führen und die letztendlich alle wie der oben beschriebene Spannungskopfschmerz aussehen. Die gängigste Vorstellung geht zurzeit von einer erhöhten Anspannung der Nackenmuskulatur aus, die bei häufigem Auftreten zu einer erhöhten Empfindlichkeit der Schmerzzentren im Gehirn führt. Veränderungen in den Muskeln selbst bestehen wohl nicht.

Wenn es zu Änderungen in den zentralen Schmerz verarbeitenden Strukturen gekommen ist, lässt sich der Spannungskopfschmerz erfahrungsgemäß schwieriger behandeln. Die weitere bestehende Verspannung der Muskulatur verstärkt die Mechanismen weiter, so dass ein Teufelskreis entsteht. Die Mechanismen sind für sich betrachtet jedoch nicht gefährlich und führen auch zu keiner körperlichen Schädigung.

Wie wird ein Spannungskopfschmerz diagnostiziert?

Die Diagnose eines Spannungskopfschmerzes sollte nach Möglichkeit durch einen in der Behandlung von Kopfschmerzen erfahrenen Arzt erfolgen. Die Diagnose stützt sich auf die typische Schilderung der Schmerzen und den körperlichen Untersuchungsbefund, der keine Hinweise auf eine andere zu Grunde liegende Ursache der Schmerzen liefern darf. Es gibt keine apparative technische Untersuchung, mit der man den Spannungskopfschmerz nachweisen könnte. Weiterführende Untersuchungen zum Beispiel mit Computertomographie oder Kernspintomographie sind nur dann erforderlich, wenn eine andere Erkrankung als Ursache für den Kopfschmerz vermutet wird.

Wie wird der Kopfschmerz behandelt?

In der Behandlung muss man zwischen den vorbeugenden Maßnahmen (Prophylaxe) und der Schmerztherapie der akuten Attacke unterscheiden.

Medikamentös sind bei akuten Schmerzen die meisten Schmerzmittel, wie Aspirin 500 mg, Paracetamol 500 mg oder Ibuprofen 400 mg gut wirksam. Alternativ können auch ätherische Öle wie Pfefferminzöl versucht werden, die großflächig auf Stirn, Schläfen und den Nacken aufgetragen werden sollen. Ein großes Problem ist, dass die häufige Einnahme von Schmerzmitteln an mehr als 10 Tagen im Monat zu einer Zunahme der Kopfschmerzen führen kann, so dass bei einem chronischen Spannungskopfschmerz empfohlen wird, Schmerzmittel nur dann einzunehmen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Wichtig ist einen Überblick zu behalten, an wie viel Tagen pro Monat Schmerzmittel genommen wurden.

Im Vordergrund der vorbeugenden Behandlung stehen neben Allgemeinmaßnahmen wie der Organisation eines regelmäßigen Tagesablaufes mit Pausen und ausreichendem Schlaf, sowie der Reduktion von Stressfaktoren regelmäßiger, d.h. nach Möglichkeit dreimal die Woche über mindestens 30 min, Ausdauersport (z. B. Radfahren, Schwimmen, Joggen, Nordic Walking usw.) sowie die Durchführung von Entspannungsübungen, die ähnlich wie bei der Migräne gut wirksam sind. Es stehen verschiedene Entspannungsverfahren zur Verfügung, wobei sich die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson (PMR) als eines der wirksamsten und am einfachsten durchzuführenden Verfahren herausgestellt hat.

Wenn die Kopfschmerztage beim episodischen Kopfschmerz stetig mehr werden und sich eine Chronifizierung abzeichnet, sollte zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen auch eine prophylaktische Behandlung mit einem Medikament begonnen werden. Prophylaktisch wirksame Medikamente sind selbst keine Schmerzmittel. Sie sollen sich auf die Schmerzverarbeitung im Gehirn auswirken und so zu einer Abnahme der Spannungskopfschmerzen führen. Der genaue Wirkmechanismus der prophylaktisch wirksamen Substanzen ist jedoch bislang nicht bekannt. Vorbeugende Substanzen müssen grundsätzlich stets regelmäßig, d.h. täglich eingenommen werden. Ihre Wirkung setzt erst mit einer Latenz von 4-6 Wochen ein. Beim Spannungskopfschmerz werden vor allem verschiedene Antidepressiva eingesetzt, die unabhängig von ihrer Wirkung gegen Depressionen auch bei vielen Arten von Schmerzen lindernd wirken. Zur Kopfschmerzprophylaxe werden sie in aller Regel weniger hoch dosiert als in der Behandlung von Depressionen. Mittel der 1. Wahl beim chronischen Spannungskopfschmerz ist Amitriptylin bzw. Amitriptylinoxid (z. B. Saroten, Amineurin, Equilibrin). Alternativ können aber auch Antidepressiva aus anderen Substanzklassen (z. B. Mirtazapin, Venlafaxin und andere) versucht werden. Als Mittel der zweiten Wahl werden Substanzen eingesetzt, die keine Antidepressiva sind (zum Beispiel Tizanidin oder Valproat). Botulinumtoxin ist beim chronischen Spannungskopfschmerz nicht wirksam.

Alle genannten Substanzen sind verschreibungspflichtig und erfordern Kontrolluntersuchungen (Laborkontrollen, EKG) beim Arzt. Werden sie langsam einschleichend eindosiert, werden sie in aller Regel gut vertragen. Kommt es unter der Therapie zu einer eindeutigen Abnahme der Kopfschmerzhäufigkeit und -intensität, wird die Behandlung in aller Regel über mindestens 6-9 Monate beibehalten.

Auch nicht medikamentöse Behandlungsmaßnahmen gehören zum Behandlungsspektrum der Spannungskopfschmerzen. Zu ihnen zählen Allgemeinmaßnahmen (geregelter Tagesablauf, Stressabbau und -bewältigung), Ausdauersport und Entspannungsübungen. Meist ist die Kombination medikamentöser du nicht-medikamentöser Maßnahmen am wirksamsten ist. Die alleinige Verwendung des Antidepressivums hat eine deutlich geringere Chance, die Kopfschmerzen anhaltend zu bessern. Akupunktur kann versucht werden, die Ergebnisse in den hierzu durchgeführten Untersuchungen sind jedoch sehr unterschiedlich und die Erfolge insgesamt schlechter als bei den oben vorgestellten Verfahren.

 

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