FAQ

Psychotherapeutische Ansätze beim Clusterkopfschmerz

Neben der medikamentösen Prophylaxe sowie Akutbehandlung (Triptane, Sauerstoff), die bei Clusterkopfschmerzen an erster Stelle stehen sollten, existieren in der klinischen Praxis bewährte psychologische Interventionen, die für die Betroffenen den Leidensdruck durch den Clusterkopfschmerz und den damit einhergehenden Beeinträchtigungen abmildern und den Patienten bei seiner Krankheitsbewältigung unterstützen können. Da derzeit noch keine evidenzbasierten Behandlungsansätze aus der Schmerzpsychotherapie vorliegen, muss im Einzelfall entschieden werden, ob der Patient vom Einsatz psychotherapeutischer Methoden profitieren kann. Als Kriterien hierfür können etwa eine vorhandene komorbide psychische Erkrankung (Depression, Angststörung), das Vorliegen schmerzbezogener Ängste mit Vermeidungsverhalten (Erwartungsängste: Attacken in der Öffentlichkeit, Ängste vor dem Einschlafen), selbstverletzendes und selbstgefährdendes Verhalten während Attacken oder Leidensdruck durch mangelnde Krankheitsakzeptanz dienen. Bei Clusterkopfschmerz sollte zunächst Informationsvermittlung und Beratung erfolgen, daneben können auch Strategien für den Umgang mit Attacken erarbeitet, Stress- und Ressourcenmanagement verbessert werden sowie der Umgang mit Erwartungsängsten oder die Förderung der Krankheitsakzeptanz als Ziele formuliert werden. Zudem erleben Betroffene Unterstützung bei der Kommunikation mit Angehörigen und im privaten sowie beruflichen Umfeld oft als hilfreich.

Psychoedukation sollte Hinweise zu einer günstigen Lebensführung (Work-Life-Balance, Alkohol, Nikotin) beinhalten. Dies ist relevant, weil Alkohol bei vielen Betroffenen Attacken triggert. Um langfristig den Therapieeinsatz von Triptanen nicht zu gefährden, kann die Technik des Motivational Interviewing Anwendung finden, da Rauchen das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht und bei koronarer Herzerkrankung Triptane mit ihren gefäßverengenden Eigenschaften nicht mehr eingesetzt werden sollen. Hinsichtlich der Work-Life-Balance geht es vor allem um Ausgleich und Regeneration, um bei anstrengenden und oft schlafstörenden Attacken das Risiko für chronischen Stress und Erschöpfung während Clusterkopfschmerzepisoden zu reduzieren. Attackenmanagement umfasst alle Maßnahmen, die im Umgang mit einer Clusterkopfschmerzattacke unterstützend sein können. Solche Maßnahmen können sich auf die Anfallvorbereitung, das Aufsuchen eines sicheren Rückzugsortes oder auf Absprachen mit Bezugspersonen oder dem Umfeld über das Verhalten in der Attacke etc. beziehen und die Selbstwirksamkeit im Umgang mit der Schmerzerkrankung fördern. Wichtig ist auch die Thematisierung von selbstschädigendem Verhalten oder Suizidgedanken während einer akuten Attacke, um mit dem Patienten Strategien und Gegenmaßnahmen zu erarbeiten. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können außerhalb von Attacken allgemein zur Stressbewältigung und bei Einschlafstörungen eingesetzt werden. Bei der Bewältigung schmerzbezogener Ängste z.B. in Erwartung kommender Attacken können Handlungspläne für Attacken außer Haus entwickelt und getestet werden (z.B. unterwegs, am Arbeitsplatz etc.). Oft spielt auch die Sorge vor negativen Beurteilungen durch andere eine Rolle. Solche Befürchtungen können hinterfragt und der Abbau von Schamerleben gefördert werden.

Da das Risiko für Clusterkopfschmerzpatienten, auch psychisch zu erkranken, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht ist, und dies die Lebensqualität noch weiter einschränkt, kommt der Behandlung dieser Erkrankungen eine wichtige Bedeutung zu. Besonders häufig sind Clusterkopfschmerzpatienten von Depression oder Angststörungen betroffen, wobei chronische Clusterkopfschmerzpatienten ein noch etwas höheres Risiko tragen. Für Depressionen sowie für Ängste gibt es bewährte psychotherapeutische Behandlungsverfahren.

 

Dipl.-Psych. Anna-Lena Guth

 

Literatur:

Schenck A-M, Andrasik F. Behavioral and psychological aspects of clusterheadache: an overview. Neurological Sciences 2019; 40 (Suppl 1):S3–S7

Lüking M (2013), Krankheitsverhalten bei Clusterkopfschmerz. In: Fritsche G, Gaul C (Hrsg) Multimodale Kopfschmerztherapie bei chronischen Kopfschmerzen. Thieme, Stuttgart, S 158-161

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